Leichte Sprache – Case Studie 1
Broschüre in Leichter Sprache für den Naturpark Lüneburger Heide
Der Naturpark Lüneburger Heide in der Nähe von Hamburg ist mit seinen 1070 km² einer der größten Naturparke in Deutschland.
Gemeinsam mit dem Verband deutscher Naturparke (VDN) hat der auf barrierefreien Tourismus spezialisierte Verein NatKo Tourismus für Alle e. V. ein „Landkarte“ barrierefreier Naturparke in Deutschland erstellt. Auch der Naturpark Lüneburger Heide hat an der Evaluation teilgenommen und sein Engagement für mehr Barrierefreiheit ausgeweitet – beispielsweise für Rollstuhlfahrer geeignete Kutschtouren durch die Lüneburger Heide. Unter dem Motto „Barrierefreies Naturerlebnis für Alle“ finden Menschen mit und ohne Behinderung viele ausgesuchte Naturerlebnisangebote in der Lüneburger Heide.
Im Zuge dieser Entwicklung ist anatom5 vom Verein Naturparkregion Lüneburger Heide e.V. mit dem Relaunch des Internetauftritts des Naturpark Lüneburger Heide beauftragt worden – natürlich nach den Vorgaben der BITV. Neben dem Relaunch des Internetauftritts stand auch die Entwicklung einer Broschüre in Leichter Sprache auf dem Programm.
Broschüre in Leichter Sprache – Einhaltung des Corporate Design
Corporate Design Vorgaben:
Für Printprodukte verfügte der Naturpark Lüneburger Heide bereits über ein umfassendes Corporate Design Handbuch, dessen Vorgaben es zu berücksichtigen galt. Die formalen Rahmenbedingungen des Corporate Design Handbuchs wurden mit den Anforderungen an barrierefreie Gestaltung, wie Schriftauswahl, Schriftgröße, Zeilenabstand und Kontrast abgeglichen. Beides zusammen ergab für anatom5 den Gestaltungsrahmen.
Themen und Umfang:
Parallel wurden inhaltlich mit dem Kunden Themenbereiche abgestimmt, die später in Leichte Sprache übersetzt werden sollten. Mithilfe der zuvor grob festgelegten Seitenanzahl der Broschüre (wichtig für variable Kosten, wie Druck), und dem definierten Themenumfang, wurde ein sogenanntes Blindmuster entwickelt, welches den „Ablauf“ der Broschüre bereits am Anfang wiedergibt. Dabei gilt es zumeist auch generelle Seiten, wie Umschlag, Grußwort, Inhaltsverzeichnis, Glossar, Kapitel-Trenner, etc. zu berücksichtigen. Schon alleine dafür ist ein Blindmuster wichtig zur Abstimmung.
Übersetzung und Layout:
Nach der Abstimmung der Themen und des Umfangs können Übersetzung und Layout parallel bearbeitet werden. Das Blindmuster dient als Referenzrahmen für die Textlänge und die Designkonzeption. Damit Kunde und Agentur von vorneherein über die gleichen Dinge sprechen hat anatom5 einige erste Beispieltexte (aus der Themenauswahl des Kunden) in Leichte Sprache übersetzt. Diese wurden dann während der Layout-Phase zur Entwicklung des Designkonzepts eingesetzt. Das Designkonzept kann aber auch mit Blindtext entwickelt werden, um gegebenenfalls Zeit zu sparen.
Freigaben und Projektschritte:
anatom5 teilt Aufträge stets in nachvollziehbare Projektabschnitte, um Kunden zu jedem Zeitpunkt informiert zu halten und auf dem Weg zum Endprodukt mit zu nehmen. Dazu dienen bereits angesprochene Blindmuster ebenso, wie verschiedene Freigabeschritte.
Druckvorlage und barrierefreies PDF-Dokument:
Nach der letzten Freigabe des finalen Standes wurden von anatom5 die Druckvorlage und das barrierefreie PDF erstellt. Für eine gleich bleibende Qualität von barrierefreien PDF-Dokumenten entsprechend der BITV setzt anatom5 auf verschiedene Prüfwerkzeuge. Zum einen den PDF AccessibilityChecker zum Testen und zur Identifikation von Fehlern. Zum anderen aber auch die Adobe Acrobat Pro eigene „Vollständige Prüfung“. Darüber hinaus prüft anatom5 manuell zusätzlich mit dem Screenreader NVDA, ob der Dokumententitel, Überschriften und sonstige zentrale Elemente korrekt erkannt und vorgelesen werden. Auch der Umschließen-Modus und die logische Lesereihenfolge von Inhalten werden manuell geprüft. Für jedes von anatom5 umgesetzte Dokument wird ein Prüfprotokoll erstellt, welches auf Wunsch dem Kunden auch zur Verfügung gestellt werden kann.
Leichte Sprache – Case Studie 2
Broschüre in Leichter Sprache für Kultur für Alle Stuttgart e. V.
Für die Initiative Kultur für Alle in Stuttgart ist das Motto Programm. Auch Menschen mit wenig Geld sollen an kulturellen Angeboten der Region teilhaben können. Denn Kultur soll kein Luxusgut sein.
Inklusion und Barrierefreiheit
Wo das Motto "Kultur für Alle" lautet, ist auch das Thema Inklusion und Barrierefreiheit nicht fern. So ist es auch beim Verein Kultur für Alle Stuttgart. Seit 2013 beschäftigt man sich in einem Arbeitskreis mit Möglichkeiten der Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung an Kultur. Mithilfe eines „Kurzcheck auf Barrierefreiheit“ wurden geeignete Stuttgarter Kultureinrichtungen recherchiert, die Anforderungen an Barrierefreiheit in unterschiedlichen Teilen gerecht werden können.Um sich nicht alleine auf die Ergebnisse der Erhebung zu verlassen, wurden die verschiedenen Kultureinrichtungen durch Menschen mit und ohne Behinderung vor Ort begangen und überprüft. Daraus ist die Grundlage für die Broschüre in Leichter Sprache entstanden.
Broschüre in Leichter Sprache – Infosammlung und Inhaltskonzept
Mithilfe des „Kurzcheck auf Barrierefreiheit“ wurden viele unterschiedliche Informationen erhoben. Aus Platzgründen konnten nicht alle Informationen in die spätere Broschüre übernommen werden. anatom5 hat daher zunächst gemeinsam mit dem Kunden ein „didaktisches“ Konzept entwickelt, das festlegte, welche Basisinformationen zu jedem Projekt in die Broschüre aufgenommen werden müssen.
Inhaltliches Raster:
Das inhaltliche Raster mit den definierten Basisinformationen diente dem Kunden als Blaupause, um das aus der Evaluation hervorgegangene Rohmaterial schon mal grundsätzlich vorzubereiten und in Teilen zu vereinheitlichen. Damit beispielsweise allgemeine Informationen, wie Adresse, Ansprechpartner, Anreisemöglichkeiten, etc. immer gleiche Schreibweise und Formatierung aufweisen. Frei nach dem Motto: „Gleiches soll auch gleich aussehen und gleich heißen“.
Illustration und Icons:
Gemeinsam mit dem Verein NatKo „Tourismus für Alle“ hat anatom5 bereits 2007 die mittlerweile weit verbreitete Piktogramm-Serie „Menschen & Behinderung“ entwickelt. Bei der Gestaltung der Piktogramm-Serie wurden zahlreiche Zielgruppen barrierefreier Angebote berücksichtigt –auch Familien und ältere Menschen. Für die Broschüre „Kultur für Alle“ in Stuttgart sollte diese Icons zum Einsatz kommen. Allerdings sind Icons allgemein im Sinne der leichten Zugänglichkeit für Menschen mit Lernbehinderung nicht optimal. Icons sollten eigentlich nur Worte illustrativ ergänzen, nicht aber alleine für sich stehen. Deshalb hat anatom5 in der Broschüre die Piktogramm-Serie „Menschen & Behinderung“ nicht nur in Leichter Sprache mit wenigen Worten erläutert, sondern auch zusätzlich durch Illustrationen in gut verständliche Bilder übersetzt.
Design-Vorgaben:
Der Verein Kultur für Alle Stuttgart e. V. verfügte bereits im Vorfeld der Zusammenarbeit über ein einprägsames Design, welches bereits im Internetauftritt und vor allem in verschiedenen Print-Publikationen zum Einsatz kam. Für anatom5 lag die große Herausforderung darin, das starke Design des Vereins auch für die barrierefreie Kommunikation zu übertragen und fortzuführen.
Der weitere Produktionsablauf ist vergleichbar mit dem Ablauf zur Herstellung der Broschüre in Leichter Sprache für den Naturpark Lüneburger Heide (Siehe oben, Case Studie 1).