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Einfache Sprache – Case Studie 1

Beispiel Broschüre in einfacher Sprache zum Thema grenzenlos Sport München

Broschüre in Einfacher Sprache „Grenzenlos Sport in München“

Die Überarbeitung von Texten in Einfache Sprache folgt nicht so festen Regeln, wie die Übersetzung in Leichte Sprache. Anhand eines Projekts mit der Landeshauptstadt München, in dem das Thema Einfache Sprache eine besondere Rolle gespielt hat, gibt anatom5 tiefere Einblicke in die eigene Vorgehensweise.

Sport ist nicht nur Freizeitvergnügen oder „Fitnessprogramm“. Sport verbindet Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Fähigkeiten und bietet Gelegenheiten zur Begegnung. Mit der Broschüre „Grenzenlos Sport in München“ hat sich die Landeshauptstadt München auf besondere Weise dem Thema Sport, Bewegung und Spiel mit Behinderung genähert.

Broschüre in Einfacher Sprache – Corporate Design

„Sport überwindet Grenzen, er fördert die persönliche Entwicklung, stärkt das Selbstvertrauen und vermittelt Werte wie Respekt und Toleranz im Umgang mit Anderen“ – so lautete das Motto der Erstauflage der Broschüre „Integration durch Sport, Sport für Menschen mit Behinderung“ der Landeshauptstadt München.

anatom5 wurde mit der kompletten Überarbeitung der Broschüre beauftragt – sowohl, was die Vereinfachung der Sprache und die inhaltliche Darstellung anbetrifft, als auch hinsichtlich grafischer Aufbereitung in Bezug auf Barrierefreiheit und Einhaltung des neuen Corporate Designs.

Einfache Sprache – didaktisches Konzept

Für die fast 90 verschiedenen Sportangebote hat anatom5 in einem ersten Schritt eine komplett neue Systematik der Rubrizierung entwickelt. Waren in der Erstauflage der Broschüre die Angebote noch nach Behinderungsarten zusammengefasst, sollte die neue Broschüre von anatom5 sich stärker an Sportarten und Interessen orientieren. Diese Herangehensweise folgte dem Ansatz, die Behindertensportler in erster Linie als sportbegeisterte Menschen anzusprechen. Das spiegelt sich sowohl in der Bildsprache, als auch in den neuen Kategorien wider:

  • Sport mit Ball und Kugeln
  • Gymnastik, Spiel und Bewegung
  • Kampfsport
  • Laufsport
  • Tanzen
  • Sport im Wasser
  • Klettern
  • Schießen
  • Funsport
  • Sport im Winter
  • Kindersport

Parallel zum didaktischen Konzept wurden mit der Projektleiterin auf Kundenseite die Inhaltsstruktur abgestimmt. Um von fast 90 unterschiedlichen Sportanbietern und Vereinen vergleichbare Angaben zu erhalten, wurde ein Datenbankkonzept auf Excel-Basis erstellt, welches von den Sportanbietern entsprechend ausgefüllt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch schon Textmengen für Kurzbeschreibungen sowie Pflichtangaben wie Ansprechpartner und Basis-Kontaktdaten festgelegt.

Einheitliche Einfache Sprache

Egal wie gut das Datenbankkonzept und die systematische Vorarbeit sind, wenn Text aus fast 90 Quellen zusammenkommt, kann von einheitlicher Sprache und gleich bleibender Formatierung, zum Beispiel von Telefonnummern, Öffnungszeiten und Kontaktdaten, zunächst keine Rede sein. anatom5 hat daher nach einem vordefinierten Regelwerk sämtliche Inhalte noch einmal überarbeitet und vereinheitlicht.

Da es sich nicht explizit um Texte in Leichter Sprache handeln sollte, wurde vor allem darauf geachtet, Fremdworte und unnötige Fachbegriffe (Beispielsweise Biathlon) zu vermeiden. Auch eher ungebräuchliche Begriffe, wie „Rückschlagsportart“, wurden infrage gestellt, weil darunter ja durchaus auch Sportarten wie Boxen zu verstehen sein könnten. Darüber hinaus wurden die Texte weitestgehend von verschachtelten Satzkonstruktionen bereinigt. Längere Wortungetüme wurden zudem durch Bindestriche getrennt, um für leichtere Lesbarkeit sorgen.

Für die Gestaltung wurde neben dem Corporate Design Handbuch der Landeshauptstadt München auch Vorgaben zur barrierefreien Gestaltung von schriftlichen Informationen berücksichtigt. Dies sind insbesondere die Vorgaben aus der Veröffentlichung „Klartext!“ des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband und der NatKo.

Braille-Schrift auf dem Umschlag

Nach spannender Diskussion – auch mit blinden Menschen, die von Braille-Schrift auf dem Umschlag profitieren sollten – hat man sich dafür entschieden, zumindest den Titel der Broschüre in Braille-Schrift auf den Umschlag zu prägen. Letztendlich ging es dabei gar nicht in erster Linie um den tatsächlichen Nutzen, sondern vielmehr darum mit gutem Beispiel voran zu gehen. Denn Braille-Schrift auf Print-Publikationen der Öffentlichen Hand macht erst dann richtig Sinn, wenn sie auf breiter Ebene eingesetzt wird. Ähnlich, wie das auch bei Verpackungen von Arzneimitteln heute schon der Fall ist.

Druckvorlage und Barrierefreie PDF

Nach der Freigabe der finalen Broschüre, die schlussendlich einen Umfang von über 120 Seiten hatte, wurden von anatom5 neben der Druckvorlage auch gleich das barrierefreie PDF erstellt. Mehr dazu erfahren Sie auch unter dem Punkt Barrierefreie PDF.